Die Berliner Polizei hat gestern bekannt gegeben, dass auf einem Asiamarkt radioaktiv markierte Karten gefunden wurden. Sie könnten zur Manipulation von illegalem Glücksspiel verwendet worden sein. 13 Karten mit leichter Strahlenbelastung wurden in den Räumen eines Restaurants gefunden und beschlagnahmt.

Die gefundenen Spielkarten waren mit Jod 125 markiert worden, einem Nuklid, was in der Medizin Anwendung findet. Die Halbwertzeit beträgt bei dem Material 60 Tage. Laut Angaben der Polizei bestand lediglich bei direktem Kontakt die Gefahr der Kontamination. Die Kartenspiele wurden angeblich in den Räumlichkeiten der Restaurantbesitzerin genutzt. Wie viele davon eventuell im Umlauf sind, ist derzeit nicht bekannt. Bisher kann auch keine Auskunft darüber gegeben werden, ob oder wie viele Spieler bei illegalen Kartenspielen betrogen wurden.

Ermittlungen begannen vor einem Jahr

Die ganze Geschichte begann im November 2016. In Rüdersdorf bei Berlin fuhr ein Müllwagen an einer Verbrennungsanlage vor. Beim Passieren einer Kontrollstelle schlug der Geigerzähler aus. Die Mitarbeiter riefen sofort die Feuerwehr sowie das Amt für Strahlenschutz.

Daraufhin begann man mit der Untersuchung des Mülls und fand auch die Quelle der Strahlung - münzgroße Ausstanzungen aus handelsüblichen Karten. Man wertete es als Reste eines normalen Kartenspiels.

Bei der Rückverfolgung der Tour des Müllwagens konnte man den Pacific-Center Asiamarkt in der Marzahner Straße in Berlin-Lichtenberg ausfindig machen. Am 16. November 2017 gab es dann gemeinsame Untersuchungen der Strahlenmessstelle der Senatsverwaltung für Umwelt und des Landesamts für Gesundheitsschutz mit der Polizei - im Fokus standen vor allem ein Club-Center, eine Karaoke-Bar, Verwaltungsräume und die Wohnung einer 41-jährigen Restaurantbesitzerin.

Insgesamt hat man 13 mit Jod 125 markierte Spielkartenanteile sichergestellt. Es handelte sich um 20 mm große Ausstanzungen, die sich lediglich in der Farbe des Deckblatts unterschieden haben. Die betroffenen Räume sind bis zu einer Reinigung durch die Fachfirma versiegelt, außerdem muss eine Außentreppe von der Verwaltung des Einkaufscenters saniert werden.

Wie schädlich war die radioaktive Strahlung?

Messungen haben ergeben, dass das Jod 125 direkt an den Kartenteilen eine Ortsdosisleistung von 200 Mikrosievert/Stunde hatte - es entspricht einer Überschreitung des Grenzwertes um das 8-fache. In 10 Zentimeter Entfernung konnte man nur noch Hundertstel davon messen, mit 50 Zentimeter Abstand konnte man keine Ortsdosisleistung mehr feststellen. Zu einer Kontamination kann es folglich nur bei direktem Kontakt gekommen sein.

Was bringt die Markierung?

Die Polizei geht davon aus, dass der Betrug beim Glücksspiel im Vordergrund stand. Durch einen verdeckt am Körper getragenen Detektor kann ein Spieler die markierten Karten bei den Gegnern ausmachen und sich so einen Vorteil verschaffen. Für die Polizei ist die Betrugsmasche neu und war bisher unbekannt - daher dauern die Ermittlungen immer noch an. Weitere Details gibt die Pressemeldung der Berliner Polizei bisher nicht an.

Wie hat man bisher Karten gezinkt?

Es werden immer wieder einmal Betrugsfälle im Zusammenhang mit Kartenspielen bekannt, wobei es zwei übergeordnete Methoden der Markierung geben kann: Beim Ausmalen bestimmter Areale im Muster der Kartenrückseite spricht man vom Block-Out, dem gegenüber wird das Ausschneiden oder Abkratzen als Cut-Out bezeichnet. Außerdem wurden bereits Karten an den Seiten beschnitten, sodass man sie beim Mischen erkannt hat, als „Belly Strippers“ sind die Karten beispielsweise in der Magier-Branche recht gefragt.

Kartenzinken ab Werk

In den 60er Jahren war das eine Idee im Film Gentleman-Zinker (Originaltitel: Kaleidoscope). Hier wird das Design der Karten bei der Herstellung verändert - der Gauner findet daraufhin die gezinkten Karten überall in Europa wieder. In den 90er Jahren soll es tatsächlich einen Versuch der Manipulation gegeben haben, als ein Betrüger in die Protea-Playing-Cards-Fabrik in Südafrika eingedrungen ist.

Einsatz von Spezialtinte

Denkbar ist auch der Einsatz von Spezialtinte, die lediglich mit einer Brille oder Kontaktlinsen gesehen werden kann - eine Markierung hat den Vorteil, dass man sie schneller erkennt als kleine Abweichungen am Muster der Karte. Früher hat man wohl vor allem grünliche Tinte verwendet, die mit rötlichen Brillengläsern erkannt werden konnte. Vorstellbar ist auch, dass man Farben einsetzt, die nur durch elektronische Bildbearbeitungen sichtbar gemacht werden können - ein Komplize wäre jedoch zum Auslesen der Markierungen erforderlich.

Markierungen während des laufenden Spiels

Es gibt auch immer wieder Versuche von Spielern, Karten während des Games zu markieren. Dafür braucht es schnelle und vor allem geschickte Finger - ein Knick, ein kleines Loch an der Kartenrückseite oder das Abreiben der Ecke sind bekannte Maßnahmen, um sich einen Vorteil zu verschaffen.

Es gibt immer neue Tricks

Beim Glücksspiel wird man immer wieder Teilnehmer finden, die versuchen, sich einen Vorteil zu verschaffen. Eigene Schutzmaßnahmen gegen solche Betrügereien gibt es kaum. Im Allgemeinen sollte man nicht am illegalen Glücksspiel in irgendwelchen Hinterzimmern eines Restaurants, einer Karaoke-Bar oder gar offen auf der Straße teilnehmen. Ansonsten sollte man darauf achten, dass die Kartendecks möglichst oft gewechselt werden - das macht Betrügern das Markieren der Decks schwerer.

Der vorliegende Fall aus Berlin zeigt einmal mehr, dass den Möglichkeiten für einen kleinen Vorteil beim Glücksspiel keine Grenzen gesetzt sind. Dennoch muss man auch gestehen, dass jede Art von Betrug irgendwann auffällt. Letztlich wird sich der Betrug beim Glücksspiel auf lange Sicht gesehen kaum lohnen - vor allem, wenn Polizei und Mitarbeiter der Strahlenschutz-Behörden auf einmal vor der Tür stehen.

Bildquelle: 90047742 - Poker chips and cards © fotofabrika

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3 Kommentare zu: Berlin: Betrug beim illegalen Glücksspiel mit gezinkten Karten

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Avatar von Anonym
Sehr erfinderisch was es alles an Betrugsmaschen gibt tsts
Avatar von Anonym
Äh interessant - wusste garnet au wievielerlei wegen man Karten markieren kann 😳
Da sieht man mal, Gier macht erfinderisch. Interessanter Artikel.

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