Casino-Verluste: Das Geschäft mit den "Sofortentschädigungen"

In der Vergangenheit haben wir bereits mehrfach über die Rückforderung von Casino-Verlusten berichtet. Mittlerweile existieren bereits etliche Urteile, die nicht selten auch im Sinne der Spieler sind. Die sich häufenden spielerfreundlichen Urteile haben dazu geführt, dass auch immer mehr Anwaltskanzleien daran mitverdienen wollen. Sie bieten den Spielern häufig sogenannte „Sofortentschädigungen“ an. Aber sollten Spieler so einen Deal eingehen?

Bereits vor über zwei Jahren haben wir uns in einem Artikel die Frage gestellt, ob es eine gute Idee ist, erlittene Casino-Verluste hinterher wieder zurückzufordern. Damals sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass durch dieses Vorgehen unter Umständen ein eigenes Strafverfahren drohen könnte. Zudem kann ein solches Vorgehen als moralisch verwerflich angesehen werden und auch das (problematische) Spielverhalten wird dadurch meist nicht verbessert. Wer im Internet aktuell nach Möglichkeiten sucht, seine erlittenen Verluste im Online Casino zurückzufordern, bekommt etliche Anwaltskanzleien und Anbieter angezeigt, die sich genau darauf spezialisiert haben. Das Problem: Diese Anbieter verfolgen selbst finanzielle Interessen. Deshalb wird immer häufiger versucht, den meist unerfahrenen Spielern die vielversprechenden Casino-Ansprüche billig abzukaufen.

Casino-Verluste zurückfordern – wann ist das möglich und sinnvoll?

Wenn ein Spieler im Online Casino in der Vergangenheit Geld verloren hat, dann hat er unter Umständen die Möglichkeit, die erlittenen Casino-Verluste vom Anbieter zurückzufordern. Voraussetzung dafür ist, dass es sich um einen Glücksspielanbieter handelt, der zu diesem Zeitpunkt keine gültige Glücksspiellizenz besessen hat, also illegal war. Aus der reinen Illegalität des Angebotes lässt sich allerdings kein Rückzahlungsanspruch ableiten. So berichteten wir beispielsweise im vergangenen Sommer über ein Urteil des LG Wuppertal, bei dem das Gericht die Erstattung von Casino-Verlusten explizit abgelehnt hat.

Und selbst dann, wenn ein Gericht ein Online Casino zur Erstattung von Spielerverlusten verurteilt, bedeutet das noch keinesfalls, dass der Spieler letztendlich sein Geld wiederbekommt. So ging es in einem im August vergangenen Jahres veröffentlichten Artikel darum, dass trotz eines rechtskräftigen Urteils des LG Osnabrück ein Glücksspielanbieter die verlorenen Beträge nicht erstattet hat. 

Wie funktioniert das Geschäft mit den „Sofortentschädigungen“ im Online Casino?

In der Vergangenheit haben etliche deutsche Spielerinnen und Spieler in den Online Casinos Geld verloren. Da viele Online Casinos ohne erforderliche Lizenz betrieben wurden, sieht manch eine findige Anwaltskanzlei die Chance, die Casino-Verluste zurückzufordern. Schon jetzt gibt es viele Urteile im Sinne der Spieler. Erst kürzlich urteilte beispielsweise der Oberste Gerichtshof in Österreich, dass erlittene Verluste beim Online-Poker von einem Casinobetreiber zurückgefordert werden dürfen. Aus diesem Grund sind die in diesem Bereich tätigen Anwaltskanzleien dazu übergegangen, zumindest die aussichtsreichen Ansprüche den Spielenden möglichst preiswert abzukaufen – von sogenannten „Sofortentschädigungen“ ist da die Rede.

Für den Casino-Spieler hört sich diese Art der Entschädigung sehr verlockend an. Er bekommt ohne lange Wartezeit einen Teil seiner Verluste aus dem Online Casino zurück und muss dafür lediglich die erforderlichen Unterlagen an den Rechtsanwalt übermitteln. Aber wie funktionieren die „Sofortentschädigungen“ in der Praxis genau?

1. Informationen hinterlassen (z. B. Kontaktdaten, Nachweise über Verluste, Casino-Name)
2. Anspruch wird geprüft (Rechtsanwälte überprüfen, wie erfolgversprechend der Fall ist)
3. Spieler erhält Angebot und unterschreibt Abtretungserklärung
4. Spieler erhält den vereinbarten Entschädigungsbetrag sofort vom Anwalt (Forderungskauf)

Spielende erhalten nur einen Bruchteil ihrer Casino-Verluste zurück

Bis hierhin hört sich das Geschäft mit den „Casino-Sofortentschädigungen“ noch für beide Seiten attraktiv an. Aber ist das auch wirklich so? Eher nicht. Das liegt daran, dass die Anbieter meist nur einen Bruchteil der tatsächlich erlittenen Casino-Verluste als „Sofortentschädigung“ auszahlen. Die Erfahrungen zeigen, dass teilweise nur 15, 10 oder gar nur 5 Prozent als „Sofortzahlung“ angeboten werden. Im Juni 2022 berichteten wir übrigens darüber, dass sich Online Casinos auch immer häufiger gegen Spielerklagen wehren.

Beispiel: Wenn ein Spieler also 10.000 Euro im illegalen Casino A verloren hat und an einer „Sofortentschädigung“ interessiert ist, da er nicht warten möchte und das Prozesskostenrisiko nicht tragen möchte. Dann kann es sein, dass er lediglich 1.000 oder sogar nur 500 Euro von der Anwaltskanzlei bekommt. Die Anwaltskanzlei klagt die Ansprüche daraufhin selbst im eigenen Namen ein. Natürlich kaufen die Anwälte dabei nur die aussichtsreichen Ansprüche. Denn sie wissen schließlich, bei welchen Online Casinos sie gute Chancen haben, Recht zu bekommen. In diesem Beispielfall erhält die Anwaltskanzlei dann im Idealfall die kompletten 10.000 Euro plus sämtlicher Anwaltshonorare vom Anbieter zurück.  

Fazit

Abschließend lässt sich feststellen, dass das Geschäft mit den „Sofortentschädigungen“ moralisch und rechtlich in vielen Fällen bedenklich ist. Auf diesem Weg werden viele unerfahrene Glücksspielfans direkt ein zweites Mal zur Kasse gebeten. Nachdem sie nämlich im Online Casino verloren haben, werden die aussichtsreichen Ansprüche dem Spieler billig abgekauft, damit die Anwaltskanzleien möglichst hohe Gewinne einstreichen. Die Alternative für die Casino-Spieler besteht darin, die Ansprüche selbst mithilfe eines Rechtsanwaltes durchzusetzen. In diesem Fall bekommt man die volle Höhe der Casino-Verluste zurückerstattet, wenn das Gericht dem Spieler Recht gibt. Oder aber man nimmt einfach die Tatsache hin, dass man kein Glück hatte und akzeptiert den Verlust.

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