Eine neue Studie hat Zusammenhänge zwischen der übermäßigen Social Media-Nutzung und Beeinträchtigungen bei der Entscheidungsfindung herausgestellt. Es handelt sich um ein Merkmal, welches häufig nur bei glücksspiel- oder drogensüchtigen Menschen zu finden ist.

Die Studie wurde an der Michigan State University durchgeführt. Es soll sich um die erste Studie handeln, die den Zusammenhang zwischen übermäßiger Nutzung sozialer Medien und einer Beeinträchtigung der Entscheidungsfindung untersucht. Die Ergebnisse wurden im Journal of Behavioral Addictions veröffentlicht.

Wie wurde die Untersuchung genau durchgeführt?

Die Forschungen wurden an der Michigan State University durchgeführt. Man hatte 71 Teilnehmer bestellt und ihre Social Media-Gewohnheiten mit der Bergen Facebook Addiction Scale (BFAS) auf Suchtverhalten untersucht.

Es handelt sich dabei um die erste Skala zur Messung einer Facebook-Sucht. Einige Experten aus Norwegen hatten sie entwickelt. Zusätzlich mussten die Teilnehmer die sogenannten Iowa Gambling Task durchführen, damit die Experten die Prozesse der Entscheidungsfindung beurteilen können.

Was ist die Bergen Facebook Addiction Scale (BFAS)?

Es handelt sich bei der Bergen Facebook Addiction Scale um einen einfachen Katalog von 6 Fragen zur Verwendung von Facebook. Dabei hat der Proband verschiedene Antworten zur Auswahl, für die folgende Punkte vergeben werden:

  • sehr selten – 0 Punkte
  • selten – 0 Punkte
  • manchmal – 1 Punkt
  • oft – 1 Punkt
  • sehr oft – 1 Punkt

Die Teilnehmer bekamen dann Fragen, wie die Folgenden, gestellt. Wie oft haben Sie in dem letzten Jahr …

  • Facebook genutzt, um persönliche Probleme zu vergessen?
  • Facebook genutzt, sodass es einen negativen Einfluss auf den Beruf/das Studium hatte?
  • Versucht die Nutzung von Facebook zu beenden, aber ohne Erfolg?
  • Den Drang verspürt, Facebook mehr und mehr nutzen zu wollen?
  • Sich ruhelos gefühlt, weil Ihnen die Nutzung von Facebook nicht möglich oder untersagt war?
  • Eine Menge Zeit auf Facebook verbracht oder es geplant?

Wenn man durch die Skala insgesamt 4 Punkte oder mehr erreicht, besteht die Gefahr, dass man eine Facebook-Sucht entwickelt hat. Es handelt sich dabei lediglich um einen Indikator zur Erkennung einer Sucht.

Was ist die Iowa Gambling Task?

Diese Aufgabe wurde an der University of Iowa von Antoine Bechara, António & Hanna Damásio und Steven Anderson entwickelt. In seltenen Fällen wird sie auch als Bechara’s Gambling Task benannt. Die Aufgabe soll dabei helfen, realistische Entscheidungssituationen in Bezug auf eine hohe Unsicherheit, auf positive oder negative Ereignisse abzubilden.

Die Versuchspersonen spielen mehrere Runden, wobei sie eine Karte von 4 Kartenstapeln nehmen können, bei denen es entweder einen hohen Gewinn oder einen hohen Verlust gibt.

Die Versuchsperson erhält 2.000 Dollar Spielgeld zum Start. Wenn sie eine Karte vom Stapel A oder B wählt, erhält die Person 100 Dollar Gewinn. Bei den Stapeln C und D sind es 50 Dollar Gewinn.

Nach einigen Runden gibt es Strafzahlungen in unbekannter Höhe. Die Anzahl der gesamten Spielrunden ist ebenfalls unbekannt für den Spieler. Sein einziges Ziel ist es, so viel Spielgeld wie möglich zu erhalten.

Die Strafzahlungen sollen für Stapel A und B deutlich höher als für Stapel C und D ausfallen. In der klassischen Form soll sich nach zehn Runden, wenn die Versuchsperson immer eine Karte von Stapel A oder B nimmt, nach dem ersten Gewinn von 100 Dollar ein Nettoverlust von 250 Dollar ergeben. Bei zehn Runden mit dem Stapel C oder D soll sich ein Nettogewinn von 250 Dollar ergeben, weil die Strafe geringer ausfällt.

In der Ausgangsversion sollte festgestellt werden, ob Menschen mit einer Läsion im ventromedialen präfrontalen Cortex (Schädigung des Frontallappens der Großhirnrinde) ähnliche Ergebnisse zeigen wie eine gesunde Kontrollgruppe.

Es kam heraus, dass beide Gruppen am Ende den langfristig vorteilhaften Kartenstapel erkennen können. Es dauert bei den Patienten mit geschädigter Hirnregion jedoch deutlich länger, bis sie zu der Erkenntnis gelangen.

Gleiche Ergebnisse haben auch Spielsüchtige, Drogensüchtige oder Magersüchtige gezeigt, die diesen Test durchführen müssen. Sie brauchen länger zur Erkennung der bestmöglichen Spielstrategie als Menschen ohne Suchtverhalten. Die Prozesse zur Entscheidungsfindung sind bei ihnen ebenfalls beeinträchtigt, obwohl keine Schädigung des Gehirns in dem speziellen Bereich vorliegt.

Die Ergebnisse der Studie

Ungefähr ein Drittel der Menschen auf der Welt nutzen soziale Medien. Facebook gilt als größte Institution auf dem Markt, im September 2018 sollen 1,49 Milliarden Menschen täglich die Seiten genutzt haben. Juni 2018 kam Instagram, ein Service, der ebenfalls Facebook gehört, auf 1 Milliarde Nutzer im Monat. Einige Nutzer verbringen viel Zeit auf den Portalen, bei einigen zeige sich sogar eine unangepasste oder übermäßige Nutzung. Dar Meshi, Hauptautor der neuen Studie, fasste es wie folgt zusammen:

Bei so vielen Menschen auf der ganzen Welt, die Social Media nutzen, ist es für uns von entscheidender Bedeutung, ihre Verwendung zu verstehen. […] Ich glaube, dass Social Media enorme Vorteile für den Einzelnen hat, aber es gibt auch eine dunkle Seite, wenn sich die Menschen nicht zurückziehen können. Wir müssen diesen Antrieb besser verstehen, damit wir feststellen können, ob eine übermäßige Nutzung von Social Media als Sucht angesehen werden sollte.

Bei den Untersuchungen kam nun heraus, dass bei Menschen, bei denen durch die Bergen Facebook Addiction Scale eine Facebook-Sucht ansatzweise erkannt werden konnte, auch ein schlechteres Abschneiden beim Iowa Gambling Task erkennbar war. Die besseren Teilnehmer bei der Aufgabe haben deutlich weniger Zeit auf Facebook in ihrem Privatleben verbracht.

Studie ist ein erster Anfang

Es gibt sicherlich auch Kritik an der Studie, da diese doch einige Schwachstellen aufweist. Beispielsweise wurde nur die Facebook-Nutzung erfragt. Auf andere soziale Netzwerke wie Twitter ist man nicht eingegangen. Es gibt auch allgemein ein wenig Kritik an der Aussagekraft der Iowa Gambling Task. Dennoch sehen die Autoren der Studie in ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Diskussion um die Auswirkungen von sozialen Netzwerken auf ihre Nutzer. Die Forscher warnen in der Publikation:

Social Media-Nutzung ist allgegenwärtig und wächst weiter, was wahrscheinlich dazu führt, dass mehr Menschen Anzeichen exzessiver, problematischer Social Media-Nutzung zeigen werden. Derweil arbeiten Firmen weiter an Features, um ihre Social Media-Plattformen noch fesselnder zu machen.

Den letzten Satz sollte man vor allem auch mit dem Hintergrund der Social-Casino-Games sehen. Einige Casinospiele können über Facebook mit Spielgeld gespielt werden, wobei man zum Erhalt der Coins jedoch Echtgeld transferieren muss. Die gestörte Wahrnehmung von Spielern wurde zuletzt deutlich, als ich einen Bericht über die Nutzung von Gewinnchancen-Labels an Spielautomaten erstellt hatte. Damals hatten die Labels die gegenteilige Wirkung – die Spieler haben eher mehr gespielt, weil sie dachten, nun einen Vorteil gegenüber dem Automaten zu besitzen. In einer anderen Studie kam heraus, dass süchtige Spieler vor allem geringe Gewinnwahrscheinlichkeiten als Anreiz zum Spielen sehen. Wenn die Störungen im Bereich der Facebook-Süchtigen ähnlich sind, kann es in der Zukunft zu weitreichenden Problemen führen.

Die WHO hatte Anfang 2018 Videospielsucht bereits unter der Rubrik Glücksspielsucht eingestuft. Vielleicht wird durch weitere Forschung die Sucht nach sozialen Medien ebenfalls irgendwann dort aufgenommen. Die Ergebnisse der Forschungen sind auf jeden Fall alarmierend und so langsam sollte man dem auch nachgehen.

Bildquelle: 207614571 - Businessman holding a Like, Follower and message notification on social network - 3d render © Production Perig

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4 Kommentare zu: Zeigen Social Media-Süchtige ähnliche Beeinträchtigungen wie Glücksspielsüchtige?

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Das ist Sinn und Zweck von Facebook und Co.unterbewusste Beeinflussung, versteckte Werbung und vorallem Ablenkung von den wirklichen Problemen sind neben der Datenerfassung doch das Hauptziel. Genauso wie Rauchen und Alkohol....   Mehr anzeigen
Avatar von Anonym
Ein Vorteil gegenüber Spielsüchtigen haben Leute die Socialmedisüchtig sind.Sie verlieren kein Geld

Kenne viele die mehr auf Facebook und Co sind als alles andere.Ich meine ich gucke auch 2-3mal am Tag rein aber das wars.Andere...   Mehr anzeigen
Avatar von Anonym
Nutze Facebook seit Jahren nicht mehr, auch im näheren Umkreis kaum Leute - das ist irgendwie bei uns "ausgestorben". Wir nutzen eher Messenger wie WhatsApp bzw. Telegram, etc. je nachdem manche mit speziellen Messengern um ihre...   Mehr anzeigen
informativ, aber ein alter hut ^^

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