Profi-Fußball ist ein Millionengeschäft. Man hat sich schon daran gewöhnt, dass die Spieler nicht nur hohe Summen von den Vereinen erhalten, sondern ebenfalls für diverse Produkte Werbung machen. Bastian Schweinsteiger ist jetzt jedoch für viele Fans einen Schritt zu weit gegangen, indem er sich als Botschafter bei der Image-Kampagne „Wir spielen fair“ für die Automatenwirtschaft einsetzt.

Bastian Schweinsteiger: „Fußballgott“ des FC Bayern München, Kapitän sowie Held der Nationalmannschaft bei der WM 2014 in Brasilien und einer der letzten Fairplay-Institutionen.

Schweinsteiger und Podolski funnyfrisch WerbungSchweinsteiger hat 17 Jahre beim FC Bayern München, danach bei Manchester United gespielt und läuft seit 2017 für Chicago Fire in der Major League Soccer auf. Von den Fans wurde er bei den letzten Spielen für die Nationalmannschaft und Bayern als „Fußballgott“ gefeiert, sein Abschied wurde sehr emotional zelebriert. Es war nie ein Problem, dass er Werbung neben dem Fußball für unterschiedliche Produkte gemacht hat. Unter anderem war er in einem Werbespot von Right Guard Xtreme Sports Duschgel oder mit seinem Kollegen Lukas Podolski für funny-frisch Chipsfrisch zu sehen.

Mit seinem neuesten Spot für die Automatenwirtschaft hat er bei vielen Fans für Unmut gesorgt. So stand er vor allem in den sozialen Netzwerken großer Kritik gegenüber. Dabei hatte der Fußballer sich in diesem Fall für faires Spiel beim Glücksspiel eingesetzt und unterstützt so eine Kampagne der Automatenwirtschaft. Eigentlich recht passend, da „Schweini“ doch auch im Fußball immer das Fairplay wichtig war.

Schweinsteiger war „faires Spiel“ immer wichtig

Schweini diskutiert mit Schiedsrichter über rote Karte des GegnersWie wurde in der Vergangenheit nicht Bastian Schweinsteiger als Saubermann gefeiert. In einem Millionengeschäft, wo Attribute wie Fairness oder Respekt zum Teil mit Füßen getreten werden und jeder Spieler nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, gab es Spieler wie ihn. Man erinnere sich an den DFB-Pokal 2010.

Am Mittwoch, dem 22. Dezember 2010 hatte Bayern gegen VfB Stuttgart gespielt. Dort gab es eine Geste der Fairness von Bastian Schweinsteiger, die lange seinesgleichen sucht. In der 67. Minute lief Schweinsteiger auf der Höhe der Mittellinie an die Seitenauslinie. Plötzlich fällt er, weil ihm nach erster Einschätzung die Beine von hinten umgehauen wurden. Der Trainer-Stab Bayerns ist außer sich, Chefcoach Louis van Gaal springt auf und fordert Sanktionen. Der Schiedsrichter lässt sich nicht lange bitten und vergibt für den Übeltäter Khalid Boulahrouz die Gelb-Rote-Karte.

Sofort darauf intervenierte Schweinsteiger, sprang auf und schilderte dem unparteiischen Florian Meyer mit Nachdruck die Situation. Gegenüber der Presse sagte er damals nach dem Spiel:

Ich denke, dass es ein Foul war. Boulahrouz hat nur meinen Zehen getroffen. Es war keine Gelbe Karte.

Obwohl die Situation nicht gerade komfortabel für den FC Bayern in der Partie zu dem Zeitpunkt war, hatte er sich für den Gegner eingesetzt. Die Entscheidung hat der Schiedsrichter jedoch nicht zurückgenommen.

Damals wurde der Star von vielen Kollegen und Trainern bewundert, auch hat ihn der Stuttgart-Coach Bruno Labbadia für diese Aktion in höchsten Tönen gelobt. „Schweini“ hat sich folglich immer für faires Spielen im Fußball eingesetzt. In 342 Einsätzen in der Bundesliga ist er ganz ohne Rote und Gelb-Rote Karte ausgekommen. So eine Bilanz haben nur wenige Spieler.

Fairplay-Kampagne der Automatenwirtschaft

Am 17. Oktober 2018 hat die deutsche Automatenwirtschaft eine neue Kampagne zum Thema „Wir spielen fair“ gestartet. Dem Verband gehören ungefähr 2.000 deutsche Unternehmen an. Hintergrund für die Kampagne ist, dass ab 10. November 2018 die verschärften Regeln für Spielhallen in Kraft treten und von da an nur noch Geldspielgeräte der neuen Technischen Richtlinie 5.0 erlaubt sind. Was das für die Spielos und deren Besucher bedeutet, hatte ich bereits in einem anderen Artikel beschrieben. Selbst Paul Gauselmann bemerkte, dass das Spielen in Spielotheken deutlich unattraktiver wird.

Der neue TV-Spot zum fairen Glücksspiel

Die Automatenlobby versucht, mit einer besonderen Image-Kampagne vor allem der Abwanderung der Spieler in Online Casinos entgegenzuwirken. Dafür gibt es einen Spot mit Bastian Schweinsteiger, der in einem 1-minütigen Spot zuerst über die Notwendigkeit vom sauberen Spiel und Fairness beim Fußball sowie Basketball informiert. Dann ändert sich die Szenerie, er fährt im Auto und auf einmal ist ein Neon-Schild mit der Aufschrift „Spielhalle“ zu sehen. Der Fußballgott erklärt, dass es auch beim Glücksspiel faires Spiel gibt, wobei 5 Regeln den Unterschied machen:

  • Zutritt nur ab 18: Hoher Kinder- und Jugendschutz.
  • Kein Alkohol: Alkoholverbot seit 1985.
  • Geschultes Personal: 30.000 Mitarbeiter werden geschult, damit man mit Süchtigen kein Geld verdient.
  • Spielerschutz: Forderungen nach einer bundesweiten Sperrdatei und biometrischen Zutrittskontrollen.
  • Geprüfte Qualität: Forderung nach gesetzlich verankerten TÜV-Zertifizierungen für Spielhallen.

Dann wird das Logo der deutschen Automatenwirtschaft eingeblendet, mit dem Hinweis „Wir spielen fair“. Das Marketingkonzept wurde übrigens von der Hamburger Agentur Los & Co entwickelt, die ganz auf den Fußballgott des FC Bayern München setzt.

Hinweis: Das verlinkte Video ist leider nicht mehr auf YouTube verfügbar und wurde daher aus diesem Artikel entfernt.

 

Die Verbreitung der neuen Kampagne

„Schweini“ ist die Galionsfigur einer riesigen Marketingkampagne. Auf 482 Kinoleinwänden soll er in allen Landeshauptstädten sechs Wochen lang zu sehen sein. Es sind 670 Schaltungen als Fernsehwerbung gebucht. Auf YouTube und durch Newsportale werden millionenfache Ansichten erwartet. Ferner werden in 2 Wochen mehr als 3.500 Plakate bundesweit verteilt – wobei nur anfangs Schweinsteiger sichtbar ist, danach folgen Mitarbeiter aus der Branche. Für Berlin, Hamburg, Hannover und Stuttgart sind sogar überlebensgroße Poster geplant.

Teilweise rechnet man durch die härteren Gesetze mit 5 % bis 10 % weniger Geldspielgeräten in Spielhallen und einer halben Million Spieler, die ausbleiben. Das kann sich extrem auf die Branche auswirken, vor allem, wenn zudem die Verluste der Spieler zurückgehen sollten. Diese Marketingkampagne ist folglich als letzter Versuch zu sehen, attraktiv zu bleiben.

Die Befürchtungen sind groß, dass immer mehr ehemalige Spielhallen-Stammbesucher abwandern und zunehmend in Online Casinos spielen. Der Internetmarkt wächst stetig an und selbst durch den Ausstieg von Merkur und Novoline aus dem Online Spielbetrieb lässt sich für Deutschland keine Abkehr von dieser Entwicklung feststellen.

Der aus Sicht der Automatenwirtschaft unregulierte oder graue Markt darf nicht weiter gestärkt werden. Daher betont man noch einmal, dass man die einzige Institution sei, wo man Geldspielgeräte nach Regeln spielen könne.

Gibt es nur für Spielhallen Regeln oder auch für Online Casinos?

Die Automatenwirtschaft verschweigt an dieser Stelle, dass es sehr wohl Gesetze gibt, an die sich die Betreiber von Online Casinos halten müssen. Seriöse Casinos, wie die Anbieter im GambleJoe Vergleich, haben Glücksspiellizenzen der Regulierungsbehörden von Malta, Gibraltar oder der Isle of Man beziehungsweise bei der UK Gambling Commission. Um die Konzessionen zu erhalten, muss das Casino ebenfalls Standards und Regeln einhalten.

Prüfung der Qualität

Unter anderem gibt es technische Überprüfungen der Auszahlungsquoten der Slots (die durch Drittanbieter geprüft werden), die je nach Casino relativ transparent publiziert werden.

Von deutschen Spielhallen ist lediglich bekannt, dass man in der Stunde höchstens 60 € verlieren und 400 € gewinnen kann. Eine garantierte Auszahlungsquote gibt es seit 2005 nicht mehr. Derzeit gibt es lediglich Schätzungen, die sich auf ungefähr 75 % belaufen. Faires Spiel würde voraussetzen, dass man den Spielern transparent darlegt, wie ihre Gewinn- und Verlustchancen sind.

Die Forderung nach TÜV-Zertifikaten nützt lediglich etwas, wenn man auch konkrete Regeln vereinbart, die eingehalten werden müssen. Im Internet führte beispielsweise das „S@fer Shopping“-Siegel zur Inflation von TÜV-Siegeln in den letzten Jahren. Es besagte nur, dass man die gängigen Datenschutzstandards bei Bezahlungen einhält. Viele Online Anbieter, unter anderem auch PARSHIP oder ElitePartner, haben mit dem Siegel geworben. Ich habe zudem in mehreren Unternehmen gearbeitet, die Anfragen erhielten, ob sie nicht TÜV geprüft werden wollen. Man hätte die Tests speziell dem Unternehmen angepasst, sodass man auf jeden Fall ein Siegel bekommen hätte, wenn man den entsprechenden Betrag zahlt. Solche Praktiken stellen das Siegel an sich bereits infrage.

Alkoholverbot

Zum Alkoholverbot seit 1985 sei nur gesagt, dass ich in Berliner Spielhallen bereits Spieler Bier trinken sehen habe. Sicherlich ist Bier in Bayern ein Grundnahrungsmittel, aber in Berlin ist es für mich immer noch Alkohol. So ganz hält man sich also nicht an die eigenen Regeln.

Ein Problem bei den Online Casinos ist, dass man meist alleine spielt. Es gibt also keine „soziale Kontrolle“. Theoretisch kann man beim Spielen so viel trinken, wie man möchte. Es liegt an der Eigenverantwortung, nicht zu trinken. Allerdings kommt man vielleicht auch nicht auf die Idee, da viele Menschen eher in Gesellschaft trinken.

Kinder-, Jugend- und Spielerschutz

Der Kinder- und Jugendschutz hat sich in den meisten Spielhallen in den letzten Jahren verbessert. Am Eingang werden in der Regel die Ausweise kontrolliert und Minderjährige abgewiesen. Problematisch ist der Jugendschutz immer noch in Imbissen und Raststätten, das musste 2017 auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung eingestehen. In der Gastronomie ist der Jugendschutz nur spärlich vorhanden.

Beim Spielerschutz haben trotz geschulter Mitarbeiter die Spielhallen Probleme. Es gibt keine bundesweiten Sperrlisten für alle Spielhallen, man kann sich keine Einsatz-, Verlust- oder Einzahlungslimits setzen und letztlich werden Anzeichen von Spielsucht vom Personal vielleicht erkannt, lösen aber keine Reaktionen aus.

Kinder-, Jugend- und Spielerschutz sind in Online Casinos vorhanden, aber nicht perfekt. Diverse Male hat die UK Gambling Commission Unternehmen bestraft, wenn Spielsucht nicht adäquat erkannt wurde. Die Unternehmen mussten sogar ihre Gewinne/Einnahmen zurückzahlen, wenn sich Spieler das verspielte Geld unrechtmäßig angeeignet haben. Die Online Casinos müssen ihr Personal ebenfalls schulen, dennoch sind Handlungen des Supports nicht immer adäquat.

Woher das Bargeld stammt, das in Spielhallen eingesetzt wird, kann meist nicht festgestellt werden, wird also nicht einmal erfragt. Die Geldwäscheprävention, die in der Kampagne nicht einmal erwähnt wird, ist im Internet von größerer Bedeutung.

Die eigentlichen Probleme bei den Online Casinos

Natürlich ist nicht alles gut in den Online Casinos. Wünschenswert wäre, dass mehr Transparenz bei den Bonusaktionen bestünde und kundenunfreundliche Boni, die an Betrug grenzen, verboten würden.

Die rechtliche Grauzone sollte endlich durch eine gute Regulierung mit einer Aufsichtsbehörde ähnlich stark wie die UK Gambling Commission erfolgen.

Außerdem braucht es ein einheitliches Sperrsystem, sodass man sich auf Knopfdruck in allen Online Casinos sperren kann. Am besten wäre es, wenn man es mit den Offline-Anbietern eines Landes verknüpfen könnte. Wenn man eine Sperre einrichtet, also bei Spielhallen, Spielbanken und Online Casinos sofort gesperrt wäre.

Außerdem bekommt man das Geld nicht sofort in bar ausgezahlt. Man muss immer die Bearbeitung zur Auszahlung durch die Online Casinos abwarten. Dort ist die Gefahr gegeben, dass Spieler die Auszahlung stornieren und den Gewinn wieder verspielen.

Das Problem vom Verspielen von Gewinnen gibt es in Spielhallen ebenfalls durch das System der Umbuchungen vom Punktespeicher auf das Geldkonto. Dort entsteht ebenfalls eine Wartezeit, bei der man wieder alles verspielen kann. So ein Vorgehen wird in der Kampagne auch als „faires Spiel“ bezeichnet.

Fazit: Nette Kampagne, bisher eher geringer Erfolg

Schweinsteiger hatte auf Twitter seine Freude über den Posten als Botschafter der neuen Aufklärungs- und Jugendschutz-Kampagne der Deutschen Automatenwirtschaft für faire Regeln beim Automatenspiel zum Ausdruck gebracht. Auf Twitter hatten Fans einen Shitstorm ausgelöst. Hier nur ein Beispiel:

Die Automatenwirtschaft sollte endlich verstehen, dass die Vorteile bei Online Casinos für die meisten Spieler überwiegen. Zu den Vorteilen gehören für die meisten Spieler:

  • Höhere Transparenz durch Angabe der Auszahlungsquoten.
  • Höhere Auszahlungsquote von mehr als 90 %.
  • Geringere Manipulationsmöglichkeiten, da Slots vom Softwarehersteller angeboten werden und Online Casinos lediglich auf die Server verlinken.
  • Höhere Gewinnmöglichkeiten durch progressive Jackpot Slots.
  • Bessere Geldwäscheprävention
  • Kein Publikum

In Deutschland sollten sich die Glücksspielkonzerne für eine vernünftige Regulierung einsetzen. Letztlich spielen immer mehr online. Die Akzeptanz wird in der Gesellschaft für das Spielen im Internet größer und ein Totalverbot hat keinen Effekt mehr. Mit ihm würde man nur illegale Glücksspielanbieter ohne Lizenz stärken.

Wünschenswert wäre es, wenn sich Unternehmen wie Novomatic und Merkur in Europa endlich dem internationalen Markt stellen würden. Die Games sind grafisch deutlich schlechter als Spiele von Play’n GO, NetEnt, Big Time Gaming oder Microgaming. Scheinbar bereitet man nun auch online ein Glücksspielmonopol via Lobbyarbeit vor, damit man der Konkurrenz entgeht – so zumindest wird der Rückzug von Novoline und Merkur gewertet.

Die Marketingkampagne ging schlussendlich nach hinten los. Der Fußballgott wird nicht mehr verehrt, sondern eher angefeindet. Dennoch bleibt es abzuwarten, ob jetzt wieder mehr Spieler in die Spielos kommen – erwarten würde ich es nicht.

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3 Kommentare zu: Schweinsteiger: Vom Fußballgott zur Galionsfigur der Automatenwirtschaft

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der war schon immer einer der keine eigene meinung hat
Avatar von Anonym
Der größte Schwachsinn ist ja der Punkt:"
Geschultes Personal: 30.000 Mitarbeiter werden geschult, damit man mit Süchtigen kein Geld verdient."
-> Es wird eben hauptsächlich mit den Süchtigen Geld verdient, ansonsten könnten die...   Mehr anzeigen
Avatar von Anonym
Den kann ich nicht mehr Ernst nehmen. Erst Werbung für Chips machen (als Sportler!!!!) und nun diese Werbung..Naja hauptsache die Kohle stimmt..

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