Ein Reporter der BBC hat im vergangenen Monat das britische Spielsuchtsystem auf die Probe gestellt und dabei das britische MOSES-System zum Selbstausschluss getestet. Es ist herausgekommen, dass ein Undercover-Reporter, der sich in 21 Wettbüros sperren lassen hat, dennoch bei 16 Sportwettenanbietern dem Glücksspiel nachgehen konnte.

Im Rahmen der Reihe "5 Live Investigates" hat sich ein britischer Journalist in 21 Wettbüros sperren lassen. Alle Standorte befanden sich in einer Hafenstadt mit dem Namen Grimsby an der Ostküste Englands. Es handelt sich um eine Großstadt mit 87.000 Einwohnern, der Reporter selbst war in den Wettbüros nicht bekannt, also kein Stammspieler.

Ziel war die Überprüfung des MOSES-Systems. Ein Sperrsystem in Großbritannien, mit dem sich Spieler in Wettbüros, Casinos sowie Lotto-Annahmestellen sperren können. Das Ergebnis hat alle Beteiligten ziemlich ernüchtert und gilt als Warnzeichen für den Betreiber des Sperrsystems sowie die UK Gambling Commission.

Was ist das MOSES-System überhaupt?

Das Selbstausschlusssystem wird von „The Senet Group“ betrieben. Es handelt sich dabei um eine Gruppe, die sich die Stärkung der Prinzipien zum verantwortungsvollen Spielen als Aufgabe gegeben hat. 75 % der Offline-Wettbüros nutzen die Software, damit sich die Spieler selbst für einen Standort sperren können.

Die Besonderheit besteht darin, dass der Spieler sich hier für bestimmte Wettbüros, die an dem Programm teilnehmen, sperren lassen kann. Er schließt sich selbst also nicht für alle Casinos, Wettbüros und Lotto-Annahmestellen aus.

Beim MOSES-System (Kurzwort für Multi-Operator Self-Exclusion Scheme) bekommen die betroffenen Spielstätten für die Selbstsperre ein Foto und einen Steckbrief mit den wichtigsten Daten. Wenn man in ein Wettbüro geht, muss eigentlich der Ausweis kontrolliert werden und dann sollte auch ein Abgleich mit der Sperrdatei erfolgen.

Zumindest laut der Webseite des MOSES-Systems ist der Selbstausschluss relativ einfach. Man ruft bei einer kostenfreien Telefonnummer an. Während des Gespräches werden die Spielstätten lokalisiert, von denen man sich sperren lassen möchte. Die Unterhaltung wird ungefähr eine halbe Stunde dauern.

Als Nächstes bedarf es noch eines Ausweises oder einer Fahrerlaubnis, damit die Identität geprüft werden kann. Ein aktuelles Foto wird außerdem erbeten. Ausgehend von diesen Daten wird der Selbstausschluss bei den betreffenden Anbietern vorbereitet und die jeweiligen Daten übergeben. 12 Monate ist die Selbstsperre gültig, man kann sie während der Zeit nicht aufheben. Nach einem Jahr ist die Rücknahme dann innerhalb von 24 Stunden wirksam, wenn man dies verlangt.

Was passiert theoretisch, wenn man in ein Wettbüro geht, in dem man gesperrt ist?

Der Betreiber des Systems für den Selbstausschluss gibt selber an, dass man davon ausgehen kann, dass man zum Verlassen des jeweiligen Wettbüros oder Casinos aufgefordert wird. Allerdings sind platzierte Wetten nicht revidierbar. Es liegt in der eigenen Verantwortung und weder System noch Betreiber übernehmen irgendeine Haftung, wenn man eine Wette trotz Selbstausschluss platziert - man steht also auch hier in der Verantwortung.

Das Unternehmen bittet jedoch die Spieler um Hilfe: Wenn sie merken, dass ein Wettbüro oder ein Casino sich nicht an die Gesetze zum Selbstausschluss hält, soll man diese über die Hotline für das MOSES-System melden. Die Senet Group wird dann mit dem jeweiligen Glücksspielanbieter Rücksprache führen.

Was hat der Test nun offenbart?

Rob Cave war in Grimsby, hatte sich dort aber vorher in 21 Wettbüros sperren lassen. Dieser Ort wurde gewählt, da die Grafschaft Lincolnshire für die hohe Dichte an Wettanbietern bekannt ist. Er ist dann in die jeweiligen Wettbüros gegangen und wollte sehen, was passiert. Er hat dabei keine Sportwetten abgeschlossen, sondern die FOBTs genutzt.

FOBTs (fixed odds betting terminal) sind Spielautomaten in Wettbüros, die in Großbritannien eingesetzt werden. Normalerweise haben die Slots eine Auszahlungsquote zwischen 90 % und 94 %. Teilweise kann man Roulette, Bingo oder virtuelle Pferderennen spielen. Auf dem ganzen UK-Markt soll es 33.611 solcher Automaten geben. Sie sollen einen Umsatz von 1,8 Millionen Pfund für die Sportwettenanbieter pro Jahr generieren. Aufgrund des hohen Suchtpotenzials solcher Slot Machines sollen die maximalen Einsätze demnächst von 300 Pfund pro Minute auf 60 Pfund pro Minute reduziert werden.

Der Reporter hat es also geschafft, in 16 von 21 Wettbüros zu gehen und dort an den Automaten Einsätze zu tätigen, bevor sie den Abgleich mit der Sperrdatenbank getätigt haben. Erst beim 17. Wettbüro wurde er auf die Selbstausschlussliste angesprochen, weil ein Angestellter die Ähnlichkeit mit einem Foto von einem gesperrten Spieler bemerkte. Nur 2 der Sportwettenanbieter haben den Besuch von Robert Cave in ihren Akten vermerkt. Das Fazit des Reporters zeigt sich in seinem letzten Kommentar:

Es stellt sich die Frage, ob ein Stück Papier mit einem Namen und einem Foto darauf reicht, um denjenigen zu helfen, die wirklich aufhören wollen zu spielen, wenn aus Spiel auf einmal Ernst wird.

Besorgnis bei allen Beteiligten

Die Enthüllung kam kurz nachdem die Association of British Bookmakers (ABB) ein Programm zum Thema „Ein Jahr mit verantwortungsbewusstem Spiel“ veröffentlicht hatte. Aus diesem ging hervor, dass das Selbstausschlussverfahren sehr gut funktioniert. Dieser Bericht war für die Senet Group und die UK Gambling Commission ein ziemlicher Schock und wird als eine Art Weckruf angesehen.

Der Verband der britischen Buchmacher (ABB) hat im Anschluss daran die Ergebnisse als enttäuschend dargelegt, sagt aber auch, dass die Ergebnisse unter falschen Voraussetzungen zustande gekommen seien. Ihrer Meinung nach seien Problemspieler den Wettbüros schon als Stammkunden bekannt. In diesem Falle hat ein unbekannter Spieler, den niemand kannte, sich sperren lassen und ist in Wettbüros gegangen - das sei nicht normal.

Die Gambling Commission hingegen scheint so langsam die Geduld mit den Wettbüros zu verlieren. Sarah Gardner, Executive Director der Regulierungsbehörde, kommentierte daher:

Es ist wirklich so weit, dass es keine Verstecke mehr gibt. Was wir gerne sehen würden, sind Glücksspielunternehmen, die schneller eingreifen.

Andere Länder, andere Sitten, aber dennoch problematischer Spielerschutz

Im Glücksspiel-Sektor weiß man immer nicht, welchen Quellen man wirklich Glauben schenken darf. Den Bericht der BBC kann man sich online ansehen, er wirft einige Fragen auf, wenn man ihn sich ansieht. Ich habe einige Freunde aus Großbritannien, die mir vor geraumer Zeit bereits berichtet haben, dass das Selbstausschlusssystem dort sehr schlecht ist. Dieser Bericht würde die Aussagen unterstreichen.

Letztlich wird die Kritik der UK Gambling Commission an den verschiedenen Glücksspielunternehmen immer größer und der Ton immer schärfer. Es bleibt zu hoffen, dass diese aufgedeckten Mängel endlich zu einer Verbesserung des Spielerschutzes führen, vor allem in Großbritannien, wo man auf fast jedes Ereignis eine Wette abschließen kann.

Bildquelle: Von Admiral Sportwetten - Eigenes Werk, CC BY 3.0

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2 Kommentare zu: Großbritannien: Selbstsperre versagt im Test

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Ich denke immer es kann doch eigentlich nicht so schwer sein jedem Spieler der in eine Spielothek oder in ein Wettbüro möchte, eine Spielerkarte zu erstellen, die er beim Betreten einscannen muss.und die ihn nicht reinlässt, wenn...   Mehr anzeigen
da geb ich dir recht, jedoch alles was geld und aufwand kostet bringt weniger als die gesperrten leute spielen zu lassen und hinterher nicht auszuzahlen, macht doch mehr fun

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