Gerade im Fußball ist das Glücksspiel fast allgegenwärtig. Sportwettenanbieter treten als Team-Sponsoren auf, machen großflächig Bandenwerbung oder sind sogar Teil der Berichterstattung (unter anderem bei Skys tipico Countdown). So ist es in Deutschland, aber auch in anderen Ländern Europas. Die englische Premier League schiebt der Omnipräsenz der Buchmacher nun (zunächst teilweise) einen Riegel vor. Trikotwerbung für Wettanbieter wird zumindest eingeschränkt.

Die starke Präsenz von Sportwettenanbietern und anderen Glücksspielangeboten stößt vielen Menschen in England sauer auf - nicht nur dem Gesetzgeber. Eine 2020 veröffentlichte Studie im Rahmen der Kam­pagne „The Coali­tion Against Gambling Ads“ ergab, dass sich ein Drittel aller Fußball-Fans in Großbritannien gegen entsprechende Werbung auf Trikots ausspricht.

Die Behörden kritisieren bereits seit Längerem, dass die breiten Werbemaßnahmen der Wettanbieter in Verbindung mit prominenten Persönlichkeiten (die Fußballer ja nun einmal sind) mögliche Gefahren betreffender Angebote weniger wahrnehmbar machen. Eine wachsende Normalisierung von Glücksspielen wird übrigens auch in Deutschland beobachtet.

Als Konsequenz haben sich die Verantwortlichen der 20 Clubs in der ersten englischen Liga darauf geeinigt, Wettanbieter als Hauptsponsoren auf den Spielertrikots zu verbieten. Künftig wird es also keine großen Brustschriftzüge von betway, W88, bet365 und Co. mehr geben.

Klare Aussprache für das Verbot und Ausstieg über mehrere Jahre

Die Abstimmung über die Zukunft von Wettanbieter-Werbung auf der Trikotbrust britischer Erstliga-Fußballer fand Mitte April statt. Die Zeitung The Times berichtete von einer sehr eindeutigen Zustimmung für den Beschluss. Satte 18 der 20 Clubs sind für das Verbot. Davon sind immerhin acht Vereine direkt betroffen.

Brent­ford, Leeds, Everton, Sout­hampton, Fulham, New­castle, West Ham und Bour­ne­mouth, deren Spieler bislang entsprechende Brustwerbung trugen, werden sich von ihren Hauptsponsoren trennen. Sie haben jetzt bis zum Beginn der Saison 2026/27 Zeit, sich einen neuen Partner zu suchen.

Aufgrund der ansonsten noch deutlich höheren finanziellen Einbußen kam ein sofortiges Verbot für die Clubs nicht infrage. Schon so verlieren die Teams auf lange Sicht sichere Verträge in Millionenhöhe. Die US-Zeitschrift The Atlantic geht von Gesamteinnahmen der betroffenen Vereine von umgerechnet mehr als 75 Millionen Euro aus.

Weitere Änderungen im britischen Fußball absehbar – Kritik am Ausmaß des aktuellen Verbots

Die Pressemitteilung, die die Premier League nach der Abstimmung herausgab, lässt auf weitere Anpassungen in puncto Glücksspielwerbung für den gesamten britischen Fußball schließen. Die Rede ist unter anderem von einem „umfang­rei­chen Aus­tausch mit der Liga, den Ver­einen und dem zustän­digen Minis­te­rium“. Des Weiteren wird von einem Dialog der Premier League mit anderen UK-Verbänden gesprochen. Ziel sei ein insgesamt bewussterer Umgang mit Werbemaßnahmen bzw. Sponsoring-Aktivitäten von Sportwettenanbietern.

Die vielen immer noch kritischen Stimmen dürfte diese Ansage freuen. Bemängelt wird vor allem, dass die aktuelle Einschränkung inkonsequent sei. Denn Buchmacher dürfen ihre Angebote nach wie vor auf Werbetafeln im Stadion oder auch in kleinerem Format auf den Ärmeln der Trikots platzieren. Glücksspielgegner mahnen an, dass die Intention des aktuellen Verbots und die vielen weiteren Promotionsmöglichkeiten nicht zusammenpassen würden.

Vieles spricht für eine absehbare Neuregelung der Glücksspielgesetze in England

Womöglich müssen die Kritiker der Sportwettenanbieter-Werbung beim Fußball aber gar nicht lange warten, bis sich weitere Änderungen bzw. Einschränkungen ergeben. Es wurde durch die englische Regierung bereits mehrfach angedeutet, dass eine Neuregelung der mittlerweile veralteten Gesetzgebung für Glücksspiele erforderlich sei. Eine umfassende Reform blieb bislang aus. Sie könnte mit der Diskussion rund um die Trikotwerbung jedoch neu angetrieben werden.

Dass man sich bei derartigen Änderungen schwertut, ist alleine finanziell gesehen nicht verwunderlich. Denn so wie es aktuell läuft, werden laut dem Wirtschaftsmagazin Capital in England rund 20 Milliarden Euro pro Jahr mit entsprechenden Angeboten umgesetzt. Großbritannien ist damit der fünftgrößte Wettmarkt weltweit.

Fazit

Für die betroffenen Vereine ist das Verbot der Wettanbieter-Werbung fraglos ein heftiger finanzieller Einschnitt. Die Buchmacher waren (oder sind aktuell noch) Hauptsponsoren der Clubs und bringen erhebliche Summen in deren Kassen. Einen passenden bzw. gleichwertig kapitalstarken Ersatz zu finden, wird sicher nicht die einfachste Aufgabe sein.

Die allgemeine Annahme von Sportwetten dürfte dieses Verbot aber tatsächlich kaum beeinflussen. Schließlich gibt es noch zig andere und vollkommen legale Werbemöglichkeiten für die Bookies, über die sie Sport-Fans effektiv ansprechen können. Sollte es wirklich zu einer kompletten Neuausrichtung der Glücksspielgesetze kommen, kann die Sache aber schnell ganz anders aussehen.

Quelle des Bildes: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-hand-warnung-tiefenscharfe-12659337/

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1 Kommentar zu: Premier League: Keine großflächige Wettanbieter-Werbung mehr auf Trikots

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