Curacao ist eigentlich eine für Deutschland wirtschaftlich und touristisch unbedeutende Insel in der Karibik. Die Insel mit ihrer Hauptstadt Willemstad zählt knapp 160.000 Bewohner und wird jährlich nur von wenigen tausend Deutschen besucht. Erfahrene Casino-Spieler werden den Namen der kleinen Karibikinsel trotzdem mit Sicherheit schon einmal gehört haben.

Schließlich werben vor allem im deutschsprachigen Raum zahlreiche Online Casinos mit einer Glücksspiellizenz aus Curacao. Während an der einen Stelle davon zu lesen ist, dass „strenge Anforderungen“ erfüllt werden müssen, um eine Curacao-Lizenz zu erhalten, wird an anderer Stelle kritisiert, dass keinerlei Kontrolle stattfindet und es nicht einmal eine amtliche Regulierungsbehörde gibt.

Von der deutschen Hauptstadt Berlin bis zur Karibikinsel Curacao sind es ziemlich genau 8.420 Kilometer. Selbst im Januar beträgt die Temperatur hier mindestens 24 Grad. Eigentlich ist die zum Königreich der Niederlande gehörende Insel also ein traumhaftes Paradies für alle Einheimischen und Touristen. Nun gibt es aber Ärger im Paradies: Die Niederlande hat nun nämlich eine Reihe an Bedingungen aufgestellt, damit weiterhin finanzielle Hilfen in die Karibik fließen. Auch geht es dabei um eine längst überfällige Glücksspielreform.

Curacao soll endlich eine Regulierungsbehörde einrichten

Am 2. November hat die Niederlande die Karibikinsel aufgefordert, ein umfassendes Maßnahmenpaket umzusetzen. Das sogenannte „Landspakket“ enthält insgesamt 47 Maßnahmen für Wirtschaft und Finanzen. Hier geht es auch um den Glücksspielsektor der Insel, der von manch einem Experten stark kritisiert wird. Aktuell sieht die Situation nämlich so aus, dass Curacao nicht einmal über eine offizielle Regulierungsbehörde für Online-Glücksspiele verfügt. Etliche Online Casinos auf der ganzen Welt nennen die Regierung von Curacao allerdings ihren Lizenzgeber.

Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass auf Curacao mehrere private Telekomunternehmen über eine sogenannte Master-Lizenz für Online-Glücksspiel verfügen. Dazu gehört unter anderem das Unternehmen Antillephone N.V. Noch bis heute ist es in der Praxis so, dass diese Unternehmen, die ansonsten kaum etwas mit Glücksspiel zu tun haben, weitere Sub-Lizenzen an die Online Casinos und Online-Wettanbieter ausstellen. Das hat zwar die Konsequenz, dass sie für die Handlungen der Anbieter mitverantwortlich sind, verschafft ihnen jedoch eine zusätzliche attraktive Einnahmequelle. Am Ende leidet die staatliche Überwachung, da in diesem Konstrukt überhaupt nicht mehr klar erkennbar ist, welches Unternehmen nun hinter einem Online Casino steht und ob die Voraussetzungen eingehalten werden.

Curacao soll endlich Verantwortung übernehmen

Neben der Forderung einer eigenen Regulierungsbehörde soll Curacao zudem sicherstellen, dass sämtliche Glücksspielfirmen auf der Insel sich spätestens bis Ende September 2021 an die geltenden Gesetze halten. Außerdem soll gewährleistet werden, dass die Lizenznehmer der Regulierungsbehörde Glücksspielabgaben leisten und eine Körperschaftssteuer entrichten. Des Weiteren sollen die Lizenznehmer aufgefordert werden, eine Lizenzierungsgebühr zu entrichten.

Obwohl es sich bei Curacao um ein Land des Königreichs der Niederlande handelt, will die Niederlande ihren Bewohnern das Spielen in Curacao-Casinos untersagen. Genauer gesagt sollen die Online Casinos in Curacao sich um eine Lizenz der niederländischen Glücksspielaufsicht Kansspelautoriteit bewerben, um legal in den Niederlanden die Casinospiele anbieten zu dürfen. Zudem fordert die Niederlande von den in Curacao lizenzierten Glücksspielfirmen, dass sie ihr Angebot für Spieler aus den Niederlanden unzugänglich machen.

Curacao – das Porträt einer Trauminsel:

  • Hauptstadt: Willemstad
  • Amtssprachen: Niederländisch, Englisch, Papiamentu
  • Entfernung zu Deutschland: ca. 8.400 Kilometer
  • Einwohner: ca. 160.000
  • Fläche: ca. 444 km²
  • Währung: Antillen-Gulden (ANG)
  • Jahresdurchschnittstemperatur: ca. 28 Grad Celsius
  • Bruttoinlandsprodukt: 20.500 USD pro Einwohner

 

Curacao-Lizenz auf dem deutschen Glücksspielmarkt

Grundsätzlich dürfen die Anbieter mit einer Lizenz aus Curacao ihr Angebot nämlich nur den rund 160.000 Bewohnern der Karibikinsel zugänglich machen. Erfahrene Casino-Spieler wissen, dass die Realität schon seit vielen Jahren anders aussieht. Die Curacao eGaming erteilt nämlich bereits seit 1996 Lizenzen für Online Casinos und Buchmacher weltweit. Auch etliche deutschsprachige Online Casinos werben auf ihrer Plattform mit einer scheinbar „seriösen Curacao-Lizenz“.

Als Spieler profitiert man bei derartigen Glücksspielanbietern allerdings kaum von Vorteilen. Denn schließlich müssen sich Kunden im Problemfall damit abfinden, dass sie im weit entfernten Curacao keinen Ansprechpartner erreichen werden. Im Internet gibt es viele Beispiele dafür, dass Spieler in Curacao-Casinos einen Gewinn nicht oder nur unter sehr schwierigen Umständen haben auszahlen können. Zumeist gilt in Online Casinos mit einer Curacao-Lizenz nicht selten ein Mindestauszahlungsbetrag in Höhe von 100 Euro. Dieser Betrag ist vor allem für Freizeitspieler oftmals nicht zu erreichen. Vom Spielen in Online Casinos mit Curacao-Lizenz ist auch aus rechtlichen Aspekten eher abzuraten. Schließlich dürfte eine solche Lizenz innerhalb der Bundesrepublik Deutschland keine rechtliche Relevanz haben, was die Curacao-Lizenz schon heute faktisch wertlos macht.

Warum haben Glücksspielanbieter überhaupt eine Curacao-Lizenz?

Es gibt viele überzeugende Gründe dafür, warum Online-Glücksspielanbieter eine Curacao-Lizenz und keine MGA-Lizenz aus Malta beantragen. So profitieren die Casino-Betreiber in Curacao von einem überaus niedrigen Steuersatz in Höhe von 2 %, der auf die Gewinne anfällt. Selbst in der Steueroase Malta ist dieser Wert deutlich höher. Darüber hinaus haben die Lizenznehmer in Curacao die Möglichkeit, mit einem deutlich niedrigeren Startkapital eine Lizenz zu erhalten. Die Kosten für eine Hauptlizenz liegen nämlich nur bei 34.000 USD. Außerdem müssen für die ersten beiden Jahre nach der Gründung monatlich 5.600 USD als Gebühr an die Curacao eGaming entrichtet werden.

Und genau hier liegt ein weiteres großes Problem: In Curacao können die Hauptlizenznehmer weitere Sublizenzen verkaufen. Diese Möglichkeit hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass private Telekommunikationsunternehmen wie die Antillephone N.V. weitere Sub-Lizenzen verkauft haben. Eine Überwachung der Aktivitäten des Sublizenznehmers findet jedoch kaum statt.

In Curacao können private Telekommunikationsunternehmen als Hauptlizenznehmer weitere Sublizenzen vergeben. Außerdem gibt es in Curacao bislang noch keine „echte“ Regulierungsbehörde für Online-Glücksspiel. Von daher genießen Spieler hier einen vergleichsweise geringen Schutz.

Curacao-Lizenz ist nicht mit einer klassischen EU-Lizenz gleichzusetzen

Zwar versprechen viele Online Casinos mit Curacao-Lizenz eine erstklassige EU-Lizenz, faktisch ist man davon allerdings weit entfernt. Eine europäische Regulierungsbehörde, die tatsächlich für ihre strengen Überprüfungen bekannt ist, ist die Malta Gaming Authority (MGA). Zu der Hauptaufgabe dieser Aufsichtsbehörde gehört es, die Fairness und Transparenz der Casinospiele sicherzustellen. Und das gelingt der MGA deutlich besser als der karibischen Curacao eGaming.

Davon abgesehen gilt in Deutschland bereits seit dem 15. Oktober 2020 die Übergangsregelung für den neuen Glücksspielstaatsvertrag. Wer in Zukunft hierzulande also Casino Spiele anbieten möchte, muss sich bereits jetzt an die strengen Regeln halten. Denn nur so haben die Glücksspielanbieter eine Chance, im kommenden Jahr eine begehrte Lizenz aus Deutschland zu erhalten. Fraglich ist, ob in Anbetracht der Glücksspielreform in Deutschland die Bedeutung der Curacao-Lizenz nicht ohnehin abnehmen wird. Schließlich werden deutsche Spieler in einer Online-Spielothek in Zukunft nur dann legal spielen dürfen, wenn eine deutsche Lizenz vorgelegt werden kann. Eine Curacao-Lizenz ist hierfür vollkommen wertlos.

Fazit

Irrtümlicherweise halten viele, vor allem unerfahrene Casino-Spieler die Curacao-Lizenz für absolut wasserdicht und vertrauenswürdig. Nachdem man jedoch hinter das Konstrukt geblickt hat, wird schnell klar, dass eine effektive Überwachung ohne integrierte Regulierungsbehörde nicht stattfinden kann. Zudem ist es besorgniserregend, dass die wenigen Hauptlizenznehmer, darunter private Telekommunikationsunternehmen aus Curacao, weitere Sublizenzen erstellen dürfen. Es ist von der Regierung der Niederlande daher auf jeden Fall die richtige und notwendige Konsequenz, eine Glücksspielreform von Curacao zu fordern. In Anbetracht der Tatsache, dass die Niederlande der Karibikinsel Curacao bereits seit Jahren finanzielle Hilfen zukommen lässt, ist damit zu rechnen, dass sich die lokale Politik in der Karibik den Forderungen fügen wird.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/lagune-willemstad-curacao-tropisch-911963/

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