In den zurückliegenden Wochen und Monaten haben wir bereits mehrfach über die Rückforderung von Casino-Verlusten berichtet. Teilweise mussten die Spieler hierbei Niederlagen einstecken und bekamen keine Rückzahlung. In einem aktuellen Fall hat das Landgericht Ulm einem Spieler jedoch einen Erstattungsanspruch in Höhe von 170.000 Euro zugesprochen. Aber wie kommt ein derart hoher Betrag zustande und wie war die Argumentation der Richter?

Nach wie vor versuchen viele Casino-Spieler in Deutschland, die erlittenen Verluste beim Online-Glücksspiel hinterher zurückzufordern. Meist wird dabei argumentiert, dass der Spieler zum Abschluss der Spielverträge in Unkenntnis über die Rechtslage gewesen sein soll. Da das Online-Glücksspiel zum damaligen Zeitpunkt in der Regel illegal war, soll der geschlossene Vertrag zwischen Spieler und Anbieter nichtig sein. Dementsprechend wird versucht, die Verluste zurückzufordern. Dass das keinesfalls ein „Erfolgsrezept“ ist, zeigen bereits mehrere Fälle, über die wir berichtet haben. Zuletzt ging es in einem Artikel darum, dass das LG Wuppertal die Erstattung von Casino-Verlusten abgelehnt hat.

LG Ulm: Online Casino soll 170.000 Euro zurückzahlen

Das LG Ulm hat in einem aktuellen Urteil vom 25. November dieses Jahres die Betreiberin eines Online Casinos dazu verurteilt, die erlittenen Verluste eines Spielers zurückzuzahlen. Beeindruckend an diesem Fall war dabei die Höhe der Casino-Verluste. Diese haben nämlich bei einem einzelnen Spieler etwa 170.000 Euro betragen. Der klagende Spieler hat diesen Betrag in der Vergangenheit auf einer deutschsprachigen Internetseite des Online Casinos verloren. Nun muss das namentlich nicht erwähnte Casino diesen Betrag zurückerstatten.

Das Landgericht Ulm hat argumentiert, dass der Vertrag über die Ausübung des Glücksspiels nach § 134 BGB nichtig gewesen sei. Schließlich sei die Veranstaltung eines öffentlichen Glücksspiels im Internet nach dem alten Glücksspielstaatsvertrag (§ 4 Abs. 4 GlüStV) bis zum 30. Juni 2021 bis auf wenige Ausnahmen verboten. Aus diesem Grund sei das Online Casino nun verpflichtet, die entstandenen Verluste auszugleichen. Die Ulmer Richter haben in ihrem Urteil noch mal die Nichtigkeit des Vertrags betont. Das Casino habe demnach die Spieleinsätze ohne Rechtsgrund erhalten und muss dem Spieler daher alle Verluste erstatten. Ebenso hat das Gericht betont, dass nicht erkennbar gewesen sei, dass der klagende Spieler das damals vorherrschende Glücksspielverbot im Internet gekannt habe.

Der Glücksspielrechtsexperte Dr. Gerrit W. Hartung macht anderen Spielern ebenfalls Mut, erlittene Verluste zurückzufordern:

„Die Chancen, seine Verluste aus Online-Glücksspielen zurückzuerhalten, sind also nach deutschem Recht sehr groß.“

Dass es allerdings auch anders ausgehen kann, zeigt das erste Berufungsurteil in diesem Fall. Das LG Bonn hat hier in zweiter Instanz entschieden, dass dem klagenden Spieler keine Casino-Verluste erstattet werden müssen.

Hat der klagende Spieler wirklich 170.000 Euro zurückbekommen?

Es ist davon auszugehen, dass der Spieler bislang den ihm zugesprochenen Betrag in Höhe von 170.000 Euro noch nicht vom Online Casino erhalten haben wird. Das Urteil kommt nämlich erst von Ende November, sodass dem Casino-Betreiber grundsätzlich auch noch Rechtsmittel offenstehen könnten. Darüber hinaus zeigt ein anderer Fall, dass selbst eine solche Verurteilung des Casinos kein Garant dafür ist, sein Geld tatsächlich zurückzubekommen. Im Sommer berichteten wir nämlich darüber, dass ein Casino trotz Verurteilung die Spielverluste nicht erstattet hat.

Casino-Verluste zurückfordern - eine gute Idee?

Bereits im März vergangenen Jahres haben wir uns die Frage gestellt, ob es eine gute Idee ist, hinterher erlittene Casino-Verluste wieder zurückzufordern. Dabei haben wir nicht nur festgestellt, dass die Rückforderung unmoralisch ist, sondern dass meist auch das vorliegende Problem, ein problematisches Spielverhalten, nicht gelöst wird. Ebenso droht dem Spieler in diesem Fall unter Umständen auch eine Strafbarkeit und die Glücksspielbranche wird geschädigt.

Fazit

Das LG Ulm hat in einem Urteil vom 25. November 2022 entschieden, dass ein namentlich nicht genanntes Glücksspielunternehmen dem klagenden Spieler etwa 170.000 Euro an Casino-Verlusten zurückzahlen muss. Demnach habe das Online Casino gegen das Verbot von Online-Glücksspielen aus dem „alten“ Glücksspielstaatsvertrag verstoßen. Ob es allerdings tatsächlich zu einer Auszahlung gekommen ist oder kommen wird, ist bisher nicht bekannt.

Aufgrund des hohen Streitwerts ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass es sich um einen Spieler mit problematischem Spielverhalten handeln könnte. Zu befürchten ist, dass dieser Spieler ohne professionelle Hilfsangebote im Falle einer tatsächlichen Rückzahlung das Geld abzüglich der Anwaltshonorare und Gerichtskosten wieder für das Glücksspiel investieren könnte.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/lady-justice-legal-gesetz-2388500/

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18 Kommentare zu: LG Ulm: Spieler soll 170.000 Euro vom Online Casino zurückbekommen

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" einer tatsächlichen Rückzahlung das Geld abzüglich der Anwaltshonorare und Gerichtskosten"

Die Anwalts und die Gerichtskosten trägt ebenfalls das Casino und somit bekommt der Spieler das gesamte Geld, inklusive 4 % Zinsen...   Mehr anzeigen
Das war vielleicht etwas missverständlich geschrieben. Gemeint waren eher die Casino-Verluste, die abzüglich der Kosten/Provisionen (z.B. für Prozessfinanzierer etc.). Bei tatsächlicher Rückzahlung sind ja hier teilweise...   Mehr anzeigen
@Christian_1994: Ja, das stimmt. Die Prozessfinanzierer bekommen teilweise sogar 30 % bis 50 %.
@Falke: Das scheint ein attraktives Geschäftsmodell zu sein Aber danke für Deinen Hinweis!
zitat "Zu befürchten ist, dass dieser Spieler ohne professionelle Hilfsangebote im Falle einer tatsächlichen Rückzahlung das Geld abzüglich der Anwaltshonorare und Gerichtskosten wieder für das Glücksspiel investieren könnte."

--...   Mehr anzeigen
So habe ich das auch noch nicht gesehen. Aber der Aufwand ist ja doch recht groß - und das Risiko ist auch nicht gerade gering, da der Rückforderungsanspruch natürlich auch verneint werden kann
Moral und Casinos finde ich passt so gar nicht zusammen! Wenn Casinos tausende Euro kassieren und manche Leute ruinieren ist das den moralisch? Zerreißt mich mir eurem Kommentaren, freu mich drauf!
Moralisch nicht ok wäre es nur wenn sie davon wissen aber wie soll ein Casino entscheiden ob sich jemand im Griff hat oder nicht ? Die Brauerei gibt auch nicht das Geschäft auf weil manche Alkoholiker sind und das würdest du auch...   Mehr anzeigen
Ich finde es auch falsch, im "Casino-Kontext" gleich davon auszugehen, dass Moral keine Rolle spielen darf. Schließlich bemühen sich seriöse Anbieter darum, dass die Spieler verantwortungsvoll spielen können.
Ich frage mich immer, warum die Spieler (und Anwälte) mit der Illigalität des betreffenden Casinos argumentieren, aber die Spieler dann nie eine Anzeige wegen illegalen Glückspiel erhalten. So würde ich mir das wünschen. Wenn man...   Mehr anzeigen
170.000 minus ist aber auch krass auf eine Person, tolle RTP XD Die Auszahlungen werden von den Anwälten ja von den Einzahlungen abgezogen. Find es halt iwie Krass, Rechne das mal auf paar hundert tausend Leute die soviel...   Mehr anzeigen
Weil es sich um einen Zivilprozess handelt und die Rückstattung nur deshalb getätigt wird, weil kein rechtsgültiger Vertrag zwischen den beiden Parteien zustande gekommen ist. Es geht also nicht darum ob es für den Spieler illegal...   Mehr anzeigen
@Falke: Ja, das stimmt. Allerdings dürfte mit dem abgeschlossenen Zivilrechtsverfahren es ja eigentlich ein Leichtes sein, anschließend ein Strafverfahren wegen illegalem Glücksspiel mit erfolgreicher Verurteilung zu führen
@Christian_1994: @Christian: Nein. Weil in der Zivilverhandlung bereits "festgestellt" wurde, dass der Spieler von der Rechtmäßigkeit des Vertrages ausgegangen ist und das Gericht das als glaubhaft beurteilt.

Ich habe dazu mehrere Urteile gelesen....   Mehr anzeigen
@Falke: Hey Falke! Vielen Dank für Deine Erläuterungen. Die Argumentationen sind auf jeden Fall nachvollziehbar, wenngleich sich ein Richter im Strafverfahren ja normalerweise nur den Tatbestand des unerlaubten Glücksspiels ansehen könnte...   Mehr anzeigen
@Christian_1994: Sehr gerne. Ich verstehe auch deine Sichtweise und es wäre wirklich interessant warum es zu keinen Anklagen wegen illegalem Glücksspiel kommt.

Ich denke, dass es einfach nicht gewollt ist, da ja vor dem neuen deutschen...   Mehr anzeigen
Avatar von Anonym
„Dabei haben wir nicht nur festgestellt, dass die Rückforderung unmoralisch ist, sondern dass meist auch das meist vorliegende Problem, ein problematisches Spielverhalten, nicht gelöst wird. Ebenso droht dem Spieler in diesem Fall...   Mehr anzeigen
Mal Hand aufs Herz

Die meisten Leute drehen doch auch wenn sie ihr Geld zurück bekommen nur eine Ehrenrunde die Kohle wird immer wieder da landen wo sie schon einmal gelandet ist weil wenn wir ehrlich sind fordern meist nur Leute...   Mehr anzeigen

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