In Sachsen-Anhalt stehen drei Suchtberatungsstellen in Magdeburg, Halle und Wernigerode auf der Kippe. Das Projekt „Prävention des pathologischen Glücksspiels in Sachsen-Anhalt“ läuft nach 8 Jahren aus, ob Glücksspielsüchtige 2018 professionell betreut werden, ist derzeit unklar.

In Sachsen-Anhalt zeigen ungefähr 17.000 Menschen Suchtverhalten in Bezug auf Glücksspiel. Teilweise sind diese auch hoch verschuldet. Die bisherigen Hilfsprojekte zur Glücksspielsucht werden vom Ministerium für Inneres und Sport des Bundeslandes finanziert. Nach 8 Jahren wird nun die Förderung überprüft, was man auch mit haushaltsrechtlichen Gesichtspunkten erklärt.

Ab dem 01. Januar 2018 soll eine neue Förderrichtlinie für Projekte der Glücksspielprävention in Kraft treten. Laut Innenministerium stellt das Land jedes Jahr 200.000 Euro für die Hilfe bei Spielsucht bereit. Auch im kommenden Jahr soll die projektbezogene Förderung von Hilfsangeboten möglich sein, unklar ist nur, in welchem Maße diese ausfällt und welche Projekte unterstützt werden. Die Sozialpädagogin Katrin Dobbert, die in der Beratungsstelle der Magdeburger Stadtmission arbeitet, ist alarmiert und warnt:

Im schlechtesten Fall gibt es im kommenden Jahr keine spezielle Beratung für Glücksspielsüchtige mehr. […] Die Lage ist wirklich prekär.

Was ist das Projekt „Prävention des pathologischen Glücksspiels in Sachsen-Anhalt“?

Das Projekt wurde im Dezember 2009 gegründet. Das Projekt wird von der LIGA der freien Wohlfahrtspflege im Land Sachsen-Anhalt e. V. getragen. 2009 hat man 2 Regionalstellen in Magdeburg sowie Wernigerode und verschiedene Landeskoordinationsstellen eingerichtet. 2011 wurde dann eine dritte Regionalstelle in Halle an der Saale geschaffen.

Ziel des gesamten Projektes ist es, die Bevölkerung besser über das Thema Glücksspiel und das Thema der Sucht aufzuklären. Außerdem möchte man die Versorgung von Betroffenen und deren Angehörigen mit speziell zugeschnittenen Hilfsangeboten verbessern.

Die Situation in Sachsen-Anhalt

Laut der aktuellen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) über das Glücksspielverhalten sind bundesweit in Deutschland 2015 215.000 Menschen pathologisch und 241.000 problematisch glücksspielsüchtig. Laut der Studie haben 6.525 Einwohner von Sachsen-Anhalt ein problematisches Spielverhalten und 5.748 sind süchtig.

2015 wurden 204 Betroffene und 66 Angehörige in den 3 Regionalstellen beraten. Unter den Spielsüchtigen waren 91 % Männer und nur 9 % Frauen. Außerdem wurde bereits 2014 festgestellt, dass über 60 % der pathologischen Spielsüchtigen auch mehr als 10.000 Euro Schulden hatten.

Vor allem seien die Altersgruppen zwischen 21 und 25 sowie 36 und 45 Jahren von Suchtverhalten betroffen. Automatenspiele stehen dabei besonders im Verruf, da laut Magdeburger Sozialministerium rund 73 % der Betroffenen Slots spielen.

Ein Grund dafür ist, dass an Glücksspielautomaten in kurzer Zeit sehr hohe Gewinne erzielt werden können, was zu einer erhöhten Ausschüttung von Dopamin führt und dabei vermehrt Glücksgefühle auslöst. Man geht davon aus, dass sich das Gehirn bei Spielern irgendwann an die erhöhte Dopaminmenge gewöhnt und wie bei einer Drogenabhängigkeit die „Dosis“ gesteigert werden muss. Folge davon: Man muss des Öfteren spielen und mehr Geld einsetzen.

Dabei entstehen nicht nur finanzielle Probleme, häufig berichten auch Angehörige von Wesensänderungen bei den Betroffenen wie Gefühlskälte. Dies sind zumindest die Erfahrungen der Sozialpädagogin in der Magdeburger Stadtmission.

Online Markt auf dem Vormarsch

In den Beratungsstellen sehe man auch, dass das Glücksspiel im Internet zunehme. Zumal hier ganz neue Zielgruppen angesprochen werden. Nach Einschätzung des Landesministeriums ist die Gefährdung online deutlich höher, da niemand dabei ist und sich Spieler weniger kontrolliert fühlen. Außerdem kann man per Kreditkarte einzahlen, wodurch man den Verlust nicht sofort spürt. Aktuelle Zahlen oder Statistiken zum Thema Nutzung von Online Casinos und dem Zusammenhang mit Spielsucht gibt es auch in Sachsen-Anhalt bisher noch nicht.

Fazit: Was bringen die Hilfsangebote?

Viele Experten auf diesem Gebiet sind der Meinung, dass Spielsucht nicht heilbar ist und lediglich zum Stillstand gebracht werden kann. Es sei nicht möglich, dass pathologisch Süchtige verantwortungsbewusst spielen. Leider gibt es bisher keine offiziellen Zahlen zur Erfolgsquote von Therapien gegen Spielsucht. Man geht durch Schätzwerte davon aus, dass 40 % der Therapien erfolgreich verlaufen, also mindestens 60 % einen Rückfall erleiden.

Dies sollte eigentlich für die Bundes- und Landesregierungen ein Grund sein, nach weiteren Maßnahmen zum Spielerschutz zu suchen. So wären beispielsweise bundesweite Einzahlungs- oder Verlustlimits sowie Sperrungen für Spielhallen, Spielbanken und Online Casinos denkbar, wenn es eine entsprechende Vernetzung und ein einheitliches Kontrollsystem gäbe.

Derzeit gilt der Selbstausschluss lediglich für staatliche Spielbanken, sodass man in Spielotheken trotzdem weiterhin die Automaten nutzen kann. Bei den Online Casinos kann man zwar Verlust- oder Einsatzlimits festlegen und den Account sperren lassen, aber auch hier gibt es viele andere Anbieter, bei denen man jederzeit ein neues Spielkonto eröffnen könnte. Daher wäre ein zentrales Sperrsystem für alle Glücksspielangebote für deutsche Spieler wünschenswert.

Trotz allem wird man aber auch in Zukunft Beratungsstellen für Spielsüchtige zur Aufklärung in Sachsen-Anhalt und den restlichen Bundesländern benötigen, daher macht es sicherlich keinen Sinn, schon geschaffene Anlaufstellen und Strukturen wieder zu schließen, zumal man sich mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag eine Verbesserung des Spielerschutzes auf die Fahne geschrieben hat. Im Interesse der Betroffenen in Sachsen-Anhalt kann man deshalb nur hoffen, dass man mit der neuen Förderrichtlinie ebenfalls diverse Projekte gegen die Bekämpfung von Spielsucht unterstützt.

Bildquelle: 58642534 - Poker © sharryfoto

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