Vor einem Berliner Gericht standen in der letzten Woche der 39-jährige Thomas K. und sein Vater Detlef K. Die beiden waren Mitarbeiter des Mauermuseums. Thomas war dort Abteilungsleiter für Finanzen, Controlling und Personal. Er soll mehr als 200.000 Euro veruntreut und für seine Spielsucht ausgegeben haben. In einem weiteren Fall wird ihm mit seinem Vater Diebstahl aus der Museumskasse vorgeworfen.

Im Mauermuseum in Berlin scheint es chaotische Zustände im Bereich der Finanzen gegeben zu haben. So fiel zwischen März 2013 und Januar 2016 nicht weiter auf, dass der Abteilungsleiter für Finanzen, Controlling und Personal über die Jahre hinweg 207.000 Euro für sich in 162 Fällen abgezweigt hatte. Am Donnerstag, dem 26. Juli 2018 musste er sich nun für sein Vergehen verantworten. Die 59-jährige Chefin Alexandra Hildebrandt, die als Zeugin vorgeladen war, erschien erst nach einer kleinen Verspätung. Wegen ihr wird ein weiterer Verhandlungstag angesetzt.

Wie kam es zur Veruntreuung des Geldes?

Der Angeklagte gab an, dass er das Geld veruntreut hatte, um im Online Casino zu spielen. Dabei hatte er wohl erst seine eigenen Rücklagen aufgebraucht, dann Kredite aufgenommen und sich schließlich an der Kasse des Museums bedient, um seine Spielsucht finanzieren zu können. Er war wohl selbst erstaunt, dass es fast 3 Jahre lang nicht aufgefallen ist. Letztlich wurde der Umgang mit Geld im Mauermuseum von Kollegen als eher locker beschrieben.

So hätten sich die Chefin und ihr Ehemann des Öfteren Geld aus der Kasse ausbezahlen lassen. Teilweise hätten der Angeklagte und seine Kollegen sogar Probleme gehabt, Belege für die Verwendung des Geldes zu bekommen. Vor Gericht wurde der chaotische Umgang mit den Einnahmen des Museums durch mehrere Kollegen bestätigt.

Thomas K. habe zur Veruntreuung gefälschte Rechnungen genutzt, um Geld auf sein eigenes Konto zu transferieren. Es begann wohl mit recht kleinen Beträgen von 213 Euro und steigerte sich langsam. Am Ende habe er sogar 5.565 Euro an sich überwiesen. Sechs Monate bevor der Betrug aufgedeckt wurde, seien die Beträge extrem angestiegen, sodass es kein Wunder ist, dass der Schwindel irgendwann aufgeflogen ist.

Ein psychiatrisches Gutachten hatte Thomas K. vor Gericht bescheinigt, dass er krankhaft spielsüchtig sei. Sein Leben war wohl zu dem Zeitpunkt der Tat lediglich auf das Glücksspiel ausgerichtet gewesen und sein einziger Lebensinhalt.

Diebstahl von Geld aus der Museumskasse wird bestritten

In einer zweiten Anklage wird dem Angeklagten und seinem Vater vorgeworfen, dass sie im November 2016 rund 6.000 Euro direkt aus der Museumskasse gestohlen haben. Beide bestreiten die Tat. Da für diesen Fall die Chefin als Zeugin benötigt wird, soll diese Tat zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal vor Gericht verhandelt werden. Die Chefin, die erst verspätet erschienen ist, wird zu diesem Termin auf richterliche Anordnung polizeilich vorgeführt, damit der Prozess dann weiter fortgesetzt werden kann und ein Urteil möglich ist.

Der Anwalt des Vaters geht zumindest davon aus, dass sein Mandant von der Anklage freigesprochen wird. Der legere Umgang mit Geld im Museum sei dafür ein guter Grund. Wegen der chaotischen Buchhaltung hatte Thomas K. ebenfalls ein recht mildes Urteil erhalten.

Das erste Urteil des Richters

Der Richter Sascha Daue hatte in diesem Fall das Urteil gesprochen. Die Schuld des Angeklagten war relativ eindeutig, sodass er eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung bekam. Er blieb damit ein halbes Jahr unter dem geforderten Strafmaß vom Staatsanwalt. Zudem wurde die Einziehung der 207.000 Euro angeordnet.

In der Urteilsbegründung bezeichnete der Richter die Buchhaltung als chaotisches System, das er für sehr grenzwertig hält. Der Angeklagte hatte die chaotische Situation bemerkt und dann ausgenutzt. Da er durch Überweisungen auf sein Konto über eine lange Zeit Geld abzweigen konnte, sollte man einmal fragen, welche Kontrollen es im Museum gab. Laut Gericht ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es keine Kontrollmechanismen gab.

Durch die Spielsucht war der Angeklagte nur vermindert schuldfähig. Er habe sich geständig gezeigt und eine Therapie gegen die Spielsucht begonnen. Es handle sich um strafmildernde Umstände, zudem wird sein Vermögen eingezogen, damit der Schaden von mehr als 200.000 Euro ausgeglichen werden kann.

Die Chefin kam am Ende und verblüffte den Richter

Alexandra Hildebrandt kam am Ende in Begleitung ihres Mannes doch noch vor Gericht. Der Lebenspartner war ebenfalls als Zeuge geladen. Beide kamen rund zweieinhalb Stunden später als erwartet. Die Entschuldigung verblüffte den Richter anscheinend sehr. Sie habe gerade ihr siebentes Kind entbunden.

Der Richter verlangte dennoch eine schriftliche Begründung der Museumschefin für das späte Erscheinen. Danach werde er noch einmal über das Ordnungsgeld von 200 Euro und die polizeiliche Vorführung nachdenken. Der genaue Termin für eine erneute Verhandlung, bei der es dann um den Fall von Vater und Sohn gehen wird, wurde noch nicht festgelegt.

Bildquelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-F088838-0020 / Thurn, Joachim F. / CC-BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

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3 Kommentare zu: Mitarbeiter des Mauermuseums veruntreut 200.000 Euro für Online Casinos

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Avatar von Anonym
Ich habe selbst für 2 Jahre in einer Buchhaltung einer Firma gearbeitet. Ich kann nicht verstehen wie man sowas machen kann. Das fliegt zu 100% auf, wenn erst spät. Das ist doch alles ersichtlich auf den Konten mindestens 10 Jahre...   Mehr anzeigen
Immer wieder faszinierend wie solch große Beträge verschwinden können, aber bemerkt wird es, wenn überhaupt, erst nach Jahren. Hätte er das Geld nur irgendwo gebunkert - jetzt hats eben das Casino, und der Prozess kommt oben...   Mehr anzeigen
Da sieht man das Spielsucht durch alle Schichten geht.

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